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Green Planet EnergyUnsere EnergiegenossenschaftWasserstoffeinspeisung für Windgas-Kunden startet

Wasserstoffeinspeisung für Windgas-Kunden startet

Gaskunden von Greenpeace Energy erhalten ab sofort auch Wasserstoff, der klimaneutral und erneuerbar mit Windstrom hergestellt wird. Im brandenburgischen Prenzlau wurde das Hybridkraftwerk des Windenergie-Unternehmens ENERTRAG an das nationale Gasnetz der ONTRAS angeschlossen. Über eine kurze Stichleitung wird der Wasserstoff – auch Windgas genannt – in das Erdgasnetz eingespeist. „Der Beginn der Einspeisung ist ein Meilenstein für unsere Genossenschaft und für die Energiewende, auf den wir lange hingearbeitet haben“, sagt Greenpeace-Energy-Vorstand Sönke Tangermann. „Gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden haben wir es geschafft, dass diese tolle Idee zur Realität wird.“

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Beate Schulz und Suitbert Krämer aus Prenzlau sind seit 2011 proWindgas-Kunden. Alle Fotos: Christoph Rasch / Greenpeace Energy eG

Zum Start der Einspeisung in Prenzlau waren neben Branchen- und Medienvertretern auch Gaskunden von Greenpeace Energy gekommen. Beate Schulz und Suitbert Krämer betreiben in der brandenburgischen Stadt einen Naturkostladen mit angeschlossener Biobäckerei – und haben bereits 2011 den proWindgas-Tarif abgeschlossen. „Wir erleben das heute als bedeutenden Tag“, sagen die beiden ökologisch aktiven Kunden, „wir hoffen, dass dies nur der Auftakt sein wird und die Speicherung von Windstrom in Wasserstoff in 20 Jahren eine tragende Säule unserer Energieversorgung sein wird.“

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Der Elektrolyseur in Prenzlau.

Greenpeace Energy bietet seit 2011 mit proWindgas einen Gastarif an, der die Windgas-Technologie fördert. Die Kunden haben bislang Erdgas erhalten und einen Förderbeitrag gezahlt, den Greenpeace Energy in die Windgas-Technologie investiert hat. Mit Beginn der Einspeisung in Prenzlau enthält der Gasmix von Greenpeace Energy nun einen ersten Anteil Wasserstoff, den das Unternehmen in den nächsten Jahren langsam erhöhen will.

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Sönke Tangermann, Vostand von Greenpeace Energy bei seiner Rede anlässlich des Einspeise-Starts

„Wir wollen die Entwicklung von Windgas jedenfalls weiter vorantreiben“, betonte Sönke Tangermann. Der Abnahmevertrag zwischen ENERTRAG und Greenpeace Energy sieht vor, dass in 2015 und 2016 rund 800 Megawattstunden für die Gaskunden von Greenpeace Energy eingespeist werden. In 2017 und 2018 wird die eingespeiste Menge auf ungefähr 1 Gigawattstunde steigen.

Das ENERTRAG-Hybridkraftwerk erzeugt neben Strom und Wärme auch erneuerbaren Wasserstoff. Der ENERTRAG-Vorstandsvorsitzende Jörg Müller betonte, die Systemintegration der fluktuierenden – also wetterabhängig schwankenden – erneuerbaren Energien brauche stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen, um die Power-to-Gas-Technologien weiter an den Markt heranzuführen. „Hier ist die Politik dringend gefordert“, so Müller.

Auch Gasnetzbetreiber ONTRAS freut sich, bereits zum zweiten Mal als Projektpartner die Einspeisung von Wasserstoff einer Power-to-Gas-Anlage in Deutschlands zweitgrößtes Ferngasnetz realisieren zu können: „Wenn Windkraft zu Wasserstoff oder zu synthetischem Methan umgewandelt und in unser Netz eingespeist wird, haben wir eine technisch ausgereifte und wirtschaftlich entwickelbare Lösung für die nachhaltige Nutzung von volatiler regenerativer Energie“, so ONTRAS Geschäftsführer Uwe Ringel.

HINTERGRUND Windgas entsteht in einem Elektrolyse-Verfahren, bei dem Windstrom genutzt wird, um Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten. Der Wasserstoff kann in das bestehende Erdgasnetz eingespeist werden. Er lässt sich dann wie gewohnt transportieren und nutzen. Die Einspeisung von Wasserstoff gilt als entscheidender Beitrag zum Gelingen der Energiewende. Die Produktion von Wind- und Sonnenstrom ist von der Wetterlage abhängig. Je weiter der Ausbau der erneuerbaren Energien voranschreitet, desto größer wird die Herausforderung, diese schwankenden Mengen mit der Nachfrage der Verbraucher übereinzustimmen.

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ENERTRAG-Chef Jörg Müller, Sönke Tangermann und ONTRAS-Pressesprecher Rolf Borschinsky starteten symbolisch die Windgas-Einspeisung.

Der Umwandlung von Ökostrom in Gas kommt deshalb eine Schlüsselrolle zu. Elektrolyseure wie im Hybridkraftwerk von ENERTRAG können Produktionsspitzen und Überschussmengen aufnehmen und in Wasserstoff umwandeln, der sich dann – entweder pur oder als Zumischung im Erdgas – wie gewohnt zum Heizen oder Kochen oder als Treibstoff für Autos verwenden lässt.

Darüber hinaus erschließt die Technologie die Gasinfrastruktur als Speicher für erneuerbare Energien. Umgewandelt in Wasserstoff lässt sich Ökostrom über Wochen oder Monate speichern und kann dann wieder in Strom umgewandelt werden, um wind- und sonnenschwache Zeiten zu überbrücken. Perspektivisch könnte Wasserstoff auch das fossile Erdgas ersetzen. Dazu wären allerdings die heute für Erdgas optimierten Gasanwendungen komplett umzurüsten – wie beim Versorgungswechsel von Stadtgas zu Erdgas bereits einmal geschehen.

 

Christoph Rasch
Christoph Rasch
Arbeitete lange als Journalist und Autor für Tageszeitungen, Magazine und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Seit dem Frühjahr 2014 im Bereich Politik und Kommunikation bei Green Planet Energy tätig.