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EnergiewendeWindgasOhne Speicher geht viel Ökostrom im Netz verloren

Ohne Speicher geht viel Ökostrom im Netz verloren

Wegen Engpässen und drohender Überlastung konnten 2013 rund 555 Gigawattstunden Ökostrom nicht ins deutsche Stromnetz eingespeist werden. Laut Monitoringbericht der Bundesnetzagentur stieg damit der Anteil der ungenutzten Ökostrom-Überschüsse um 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die 2013 verlorene Strommenge reicht aus, um knapp 160.000 durchschnittliche Haushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen.

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Marcel Keiffenheim setzt auf Windgas als Speicherlösung. Foto: Henning Heide / Greenpeace Energy

„Die Überschüsse dürften auch in Zukunft weiter ansteigen“, sagt Marcel Keiffenheim, Leiter Energiepolitik bei Greenpeace Energy, „denn je weiter der Ausbau der erneuerbaren Energien voranschreitet, desto öfter treten natürliche, wetterbedingte Schwankungen in der Produktion von Wind- und Sonnenstrom auf.“

Laut Monitoringbericht der Bundesnetzagentur sind 2013 rund 555 Gigawattstunden Ökostrom nicht ins Netz eingespeist worden. Im Vorjahr waren es noch 385 Gigawattstunden. Die Anlagenbetreiber sind für diesen nicht eingespeisten Ökostrom mit 43,7 Millionen Euro entschädigt worden. Den höchsten Anteil am überschüssigen Ökostrom hatte die Windkraft mit 86,6 Prozent. 95 Prozent der Ausfälle entfielen – trotz einem bundesweiten Einspeisemanagement – auf die nördlichen Bundesländer.

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Erneuerbare Energien liefern mittlerweile rund ein Viertel des Stroms in Deutschland. Wind und Sonne richten sich jedoch nicht nach dem Bedarf der Verbraucher. Mit einem immer größeren Anteil wetterabhängiger Wind- und Solarkraftwerke wächst deshalb auch der Bedarf an Speichermöglichkeiten. Ökostrom, der in Überschusszeiten gespeichert wird, kann dann an wind- oder sonnenarmen Tagen wieder abgerufen werden.

„Der Erfolg der Energiewende in Deutschland hängt deshalb davon ab, ob es uns gelingt, in Zukunft große Mengen Ökostrom zu transportieren und zu speichern“, sagt Marcel Keiffenheim. Greenpeace Energy setzt auf die Windgas-Technologie.

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Wasser wird bei der Elektrolyse in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten. Foto: ChristopH Rasch / Greenpeace Energy

Hierbei wird überschüssiger Ökostrom eingesetzt, um Wasser in einem Elektrolyse-Verfahren in seine Grundstoffe Sauerstoff und Wasserstoff aufzuspalten. Der Wasserstoff wird dann ins bestehende Erdgasnetz eingespeist, wo er sich mit dem vorhandenen Erdgas vermischt.

Auf diese Weise lässt sich Wind- und Sonnenenergie im Gasnetz speichern und kann bei Bedarf in Gaskraftwerken wieder in Strom umgewandelt werden. Sobald die technische Einspeise-Begrenzung für Wasserstoff erreicht ist, lässt sich das Gas theoretisch in einem weiteren Schritt in Methan umwandeln. Methan kann nahezu unbegrenzt ins Erdgasnetz eingespeist werden.

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Offizieller Start der Windgas-Einspeisung in Prenzlau. Foto: Christoph Rasch / Greenpeace Energy

Um die Windgas-Idee voranzutreiben, bietet Greenpeace Energy den Fördertarif proWindgas an. Im Gaspreis von 6,65 Cent pro Kilowattstunde ist ein Förderbeitrag von 0,4 Cent enthalten, den Greenpeace Energy in den Ausbau der Windgas-Technologie investiert. Im Dezember 2014 hat die Einspeisung von Windgas für die Gaskunden von Greenpeace Energy begonnen. Damit enthält der Gasmix von Greenpeace Energy neben Erdgas nun einen ersten Anteil Wasserstoff, den die Genossenschaft in den kommenden Jahren weiter ausbauen will. Das Erdgas-Windgas-Gemisch kann wie gewohnt zum Kochen, Backen und Heizen verwendet werden.

Greenpeace Energy arbeitet auch politisch daran, dass Windgas ein Erfolg wird. „Nur das Gasnetz kann in Zukunft jene Energiemengen aufnehmen, die wir speichern müssen, wenn wir uns vollständig aus erneuerbaren Energien versorgen wollen.“ Deshalb, so Keiffenheim, müsse die Politik alles tun, um diese Technik voranzubringen. „Ökologisches Windgas muss den anderen erneuerbaren Energien rechtlich und markttechnisch endlich gleich gestellt werden“, fordert der Energiepolitik-Experte.

Christoph Rasch
Christoph Rasch
Arbeitete lange als Journalist und Autor für Tageszeitungen, Magazine und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Seit dem Frühjahr 2014 im Bereich Politik und Kommunikation bei Green Planet Energy tätig.