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EnergiewendeÖkostromDossier: Vor fünf Jahren wurde das Grünstrom-Markt-Modell vorgestellt

Dossier: Vor fünf Jahren wurde das Grünstrom-Markt-Modell vorgestellt

im März 2014 – stellten mehrere namhafte Ökostrom-Anbieter auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin ein innovatives neues Vermarktungsmodell für Strom aus erneuerbaren Quellen vor: Das „Grünstrom-Markt-Modell“ (GMM) sollte damals die direkte und nachvollziehbare Versorgung der Kunden mit echtem Ökostrom garantieren sowie die schwankende Versorgung aus Wind und Sonne besser an die tatsächliche Nachfrage anpassen. In den folgenden Monaten diskutierten Branche und Politik intensiv über das Modell, Dutzende Unternehmen aus der Energiewelt schlossen sich der Forderung der Ökostromer an. Am Ende zeigte sich die Politik allerdings wenig aufgeschlossen und verhinderte eine Einführung des neuen Modells. In unserem Dossier dokumentieren wir die Fakten und Entwicklungen von damals.

Worum ging es damals?

Am 1. August 2014 trat das damalige Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Kraft. Dieses reformierte auch die Vermarktungs-Möglichkeiten für Ökostrom  – und sah fortan eine „verpflichtende Direktvermarktung“ vor. Das bedeutet: Betreiber von neuen Ökostrom-Anlagen müssen ihren Strom seither in der Regel zum Marktpreis über die Strombörse verkaufen  – und erhalten eine so genannte „Marktprämie“. Diese Prämie gleicht die Differenz zwischen Marktpreis und Vergütungsanspruch der jeweiligen EEG-Anlage aus.

Was war (und ist) das Problem?

An der Börse wird der so verkaufte Grünstrom zu „Graustrom“, weil keine Herkunftsnachweise für Marktprämien-Strom ausgestellt werden. Dabei wünschten sich laut einer 2014 veröffentlichten Emnid-Umfrage mehr als 80 Prozent der Stromkunden hierzulande, direkt und nachvollziehbar mit echtem Ökostrom aus konkreten Anlagen beliefert zu werden.

Transparentes und ökologisches Direktvermarktungsmodell

Im neuen EEG fand sich genau dafür eine so genannte „Verordnungsermächtigung“ – also eine Art Platzhalter. Und nach intensiven Diskussionen in der Branche lag wenig später auch ein konkreter Vorschlag auf dem Tisch, wie eine faire und ökologische Direktvermarktung hätte aussehen können: Das Grünstrom-Markt-Modell. Wie dieses funktioniert, wird hier im Video erklärt:

Wie ging es dann weiter?

Die Hoffnung zahlreicher Branchenakteure: Die Politik möge sich eingehend mit dem Modell befassen und darauf aufbauend ein faires und transparentes Direktvermarktungs-Modell als Ergänzung zur Marktprämie beschließen. Es kam anders: 2015 sprach sich der damalige Bundes­wirtschafts­minister Sigmar Gabriel (SPD) deutlich gegen das  gemeinsam entwickelte Grünstrom-Marktmodell aus. Die Initiatoren des GMM, darunter auch Greenpeace Energy, nahmen dazu wie folgt Stellung: „Das Ministerium will offenbar jegliche Alternative zum vorhandenen Markt­prämiensystem verhindern. Einen echten Alternativ­vorschlag für ein Vermarktungs­modell macht Gabriel (…) nicht.Daneben weisen wir den Vorwurf des Ministers zurück, das GMM biete „keinen energiewirt­schaftlichen Mehrwert“ – zumal Gabriel eine Begründung hierzu schuldig bleibt, sondern auf Gutachten des BMWi verweist, die zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden sollen. Wir halten das GMM nach wie vor für einen konstruktiven und machbaren Vorschlag, der durch mehrere von uns beauftragte Gutachten – etwa zur Konformität mit Europarecht – gestützt wird. Deshalb sehen wir auch die Kritik des Ministers, das GMM sei europarechtlich das „problematischste“ der vorliegenden Modelle, als nicht nachvollziehbar an.

Bild oben: Fotolia / Christos Georghiou

Christoph Rasch
Christoph Rasch
Arbeitete lange als Journalist und Autor für Tageszeitungen, Magazine und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Seit dem Frühjahr 2014 im Bereich Politik und Kommunikation bei Green Planet Energy tätig.