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EnergiewendeMobilität#bemybikefriend Episode 3: Johann Schmidt – Leiter Energiewirtschaft

#bemybikefriend Episode 3: Johann Schmidt – Leiter Energiewirtschaft

Unsere Artikelreihe #bemybikefriend geht in die mittlerweile dritte Runde: In unserer aktuellen Episode sprechen wir mit unserem Kollegen Johann Schmidt über guten Strom, stilvolles Fahrradfahren und das Leben am Stadtrand.

Würden wir einen Preis für stilvolle Extravaganz vergeben, heißester Kandidat für den Gewinn wäre unser Kollege Johann Schmidt. Nicht nur preisverdächtig sondern preisträchtig ist die Anzahl der Kilometer, die er im Jahr mit seinem Leasing Fahrrad fährt. Täglich radelt er aus dem nördlichen Randgebiet zu uns in die Hafencity – und sieht dabei immer gut aus.

Greenpeace Energy: Johann, was ist Deine Aufgabe bei Greenpeace Energy?

Ein Mann und sein Faltrad. Foto: Matthias Hessenauer

Johann Schmidt: Ich leite die Energiewirtschaft. Mein Team und ich organisieren die Versorgung der Kunden mit Energie. Auf der einen Seite erstellen wir Absatzprognosen für jede Viertelstunde im Jahr für jeden einzelnen Kunden. Diese Absatzprognose bewirtschaften wir dann mit den Kraftwerken unserer Lieferanten. Da nehmen wir natürlich nur die Erneuerbaren. Also Wind, Wasser und PV. Wir sorgen also im Strom dafür, dass die Greenpeace-Kriterien rund um die Uhr eingehalten werden.

Für die Versorgung unserer Kunden mit Gas gehen wir ähnlich vor. Hier kümmern wir uns dann um die Integration des Wasserstoffes in das Absatzportfolio.

Außerdem arbeiten wir immer mehr in Projekten mit. Bei der Vielfalt der Aufgaben ist der Ausgleich auf dem Fahrrad dann genau das richtige für mich.

GPE: Du bist somit maßgeblich dafür verantwortlich, dass wir echten Ökostrom an unsere Kundinnen und Kunden liefern. Erkläre uns bitte kurz, was unseren Ökostrom ausmacht.

Johann: Wir sorgen dafür, dass das Geld der Kunden an die guten Kraftwerke und deren Eigentümer fließt. Das Besondere bei uns ist: Wir veröffentlichen alle Kraftwerke, aus denen wir beziehen, und wir versorgen uns sogar selbst über Windparks von unserem Tochterunternehmen Planet energy. Darüber hinaus kümmern wir uns jetzt vermehrt um die Integration von Wind und PV in unser Portfolio. Das Ergebnis sieht man in dem Tarif Solarstrom plus oder bei mutigen Vertragsabschlüssen für den Zeitpunkt, wenn für Windkraftanlagen die Vergütung im EEG endet.

GPE: Bei Greenpeace Energy gehörst zu den Alltagsradlern, sprich: Du kommst jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit. Gibt es denn in Deinem Alltag Strecken die Du nicht mit dem Fahrrad fährst?

Johann: Ich wohne am Stadtrand und unser Büro ist ja mitten in der Stadt. Im Zentrum von Hamburg ist das Radfahren dann schon immer mal wieder stressig, da Radwege oft auf der Bus- und Taxispur sind. Ansonsten habe ich aber den perfekten Radweg: Ich fahre erst an Binnen- und Außenalster entlang, bevor der Weg weiter am Flusslauf der Alster entlangmäandert. Dann geht es weiter an einem Nebenarm der Alster. Das ist Erholung pur. Manchmal fahre ich aber auch durch Wohngebiete und schaue, was ich dort entdecken kann.

GPE: Du hast bereits mehrfach bei der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ teilgenommen. 2014 nahmen an dieser Aktion 160.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern teil und fuhren zusammen mehr als 21 Millionen Kilometer. Im Vergleich zur Autonutzung entspricht das einer Einsparung von rund 4 Millionen Kilogramm CO2. Das ist eine beachtliche Leistung. Noch beachtlicher ist, dass Du zu den Preisträgern gehörtest. Wie viel Kilometer kommen denn bei Dir im Jahr zusammen?

Johann Schmidt (ganz links) bei der Preisverleihung in Hamburg. Foto: ADFC

Johann: Ich messe die Kilometer über das Jahr gar nicht so exakt. Es müssten zwischen 2.000 und 4.000 Kilometer sein. Ich fahre bis auf eine Handvoll Ausnahmen jeden Tag Rad. Ich kombiniere die Fahrt aber auch oft mit der U-Bahn. Daher habe ich auch das Faltrad. Das gilt als Handgepäck und kann immer mitgenommen werden.

GPE: Mit dem Auto fährst Du gar nicht? Das Klischee besagt ja, dass Autos und Männer zusammengehören. Das fängt ja in frühester Kindheit mit Spielzeugautos im Kinderzimmer an. Und bis vor nicht allzu langer Zeit war der fahrbare Untersatz auch mitunter entscheidend für das männliche Liebesglück. Woher kommt Deine kritische Haltung zum Auto?

Johann: Einen Führerschein habe ich schon. Bis vor kurzem wohnten wir zu viert auch noch in der Innenstadt und haben Carsharing gemacht. Das geht am Stadtrand aber nicht. Ich habe aber noch Hoffnung, dass das private Carsharing sich entwickelt. Zumindest gibt es da ein paar gute Ansätze.
Meine Frau hat ein Auto, damit darf ich die Familie dann immer mal in den Urlaub fahren. Das Auto ist bei uns ein reines Zweckmittel. Die Fahremotionen habe ich tatsächlich nur beim Radfahren.

GPE: In der Regel fallen Radfahrer durch Warnwesten, Reflektoren oder ähnliche eher praktischen Gimmicks auf. Bei Dir ist es Dein ganz persönlicher Style, von der lila Socke bis zum stylischen Helm. Wo hast Du den überhaupt her? Und wie wichtig ist Dir stilvolles Radfahren?

Johann: Der Helm ist von „Carrera“. Es gibt aber auch andere tolle, z.B. der von „Closca“ oder von „thousand“. Neulich habe ich auch einen interessanten von „Overade“ gesehen. In der dunklen Jahreszeit habe ich auch immer ein Signalband um. Better safe than sorry. Als Familienvater werde ich noch gebraucht und auch als Energiewendegestalter. Der Rest ist eine Mischung aus meiner Vorstellung über englischen Landadel und modernem Großstadtmenschen. Hauptsache bunt!

GPE: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Greenpeace Energy haben die Möglichkeit, mit JobRad hochwertige Fahrräder und E-Bikes zu günstigen Konditionen zu leasen. Dies ging maßgeblich auf Deine Initiative zurück und Du warst auch gleich der erste Mitarbeiter, der dieses Angebot angenommen hat. Wie genau funktioniert das JobRad?

Johann: Jobrad eröffnet einem die Möglichkeit, Fahrräder zu leasen und dann nach drei Jahren zu übernehmen. Bei einem klassischen Kauf muss ich ja sofort alles bezahlen. Beim Jobrad habe ich eine monatliche Leasingrate, die von meinem Bruttogehalt abgeht. Das verringert dann mein zu versteuerndes Einkommen. So kann ich im Vergleich zum Barkauf günstiger an ein Rad rankommen. Auf der Website von Jobrad gibt es auch einen Simulationsrechner, da die Rate von Gehalt, Steuerklasse und Wohnort abhängt. Eine Ersparnis von rund 20 Prozent ist aber meistens drin. Das lohnt sich dann vor allem bei hochpreisigen Rädern. Und die Zahl der Räder ist unbegrenzt. Da hätte ich noch ein paar Ideen – aber leider zu wenig Platz.

GPE: Es ist immer noch weithin akzeptiert, viel Geld für ein Auto auszugeben. Das Auto ist in unserer Gesellschaft ein absolutes Statussymbol. Es wird selten kritisch hinterfragt, wenn man sich einen teuren Neuwagen zulegt. Anders sieht es bei Fahrrädern aus. Wer sich ein teures und hochwertiges Fahrrad zulegt, gilt mitunter als Exot. Was entgegnest Du Leuten, die nicht einsehen, Geld für ein Fahrrad auszugeben?

Johann: Sehr gute Fahrräder sind absolut wertstabil – das ist der Hauptunterschied zum Auto. Meine Räder haben alle eine sehr komplexe technische Ausstattung und sind in der Radszene aufgrund der Hersteller auch sehr begehrt. Mein Faltrad ist zum Beispiel das einzige auf dem Markt, das nicht im Rahmen gefaltet wird. Hat bisher noch kein anderer Hersteller geschafft. Typisch deutsche Ingenieurskunst. Ansonsten empfehle ich die Buchreihe „Velo“ aus dem Gestalten Verlag. Dort wird die ganze Herrlichkeit des Radfahrens total überzeugend rübergebracht. Die Ästhetik des Fahrens ist spürbar und das Glück der Radbesitzer strahlt einem aus dem Buch entgegen. Oder das Buch „We are traffic“ über Menschen aus Hamburg mit deren Rädern an ihren Lieblingsorten.

GPE: Zum Schluss noch eine Frage der Kategorie „Wunschkonzert“… angenommen, Du wärst Verkehrsminister. Welche drei Maßnahmen würdest Du direkt umsetzen?

Johann: Als erstes würde ich mich in eine Fee verwandeln, die kann nämlich zaubern. Dann würde ich alle Straßen sofort primär auf Fußgänger und Radfahrer ausrichten und Autos mitdenken – letztere aber nicht mehr ins Zentrum stellen. Wir hätten sofort mehr Platz und mehr Ruhe in Wohngegenden und müssten nicht 50 Jahre und länger die Infrastruktur umbauen. Wie toll wäre das, wenn der Platz wieder Menschen und nicht Blechkisten zur Verfügung stände!

GPE: Vielen Dank für Deine Zeit!

Info: Statt auf Dienstwagen setzt Greenpeace Energy auf Diensträder. Gemeinsam mit Jobrad bieten wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit, ihr Wunschrad ganz bequem über ihr Monatsgehalt zu leasen. Mehr Infos finden Sie auf der Webseite von Jobrad.

Matthias Hessenauer
Matthias Hessenauer
Der Medienkaufmann und studierte Marketing-Kommunikations-Ökonom ist seit 2008 bei Green Planet Energy tätig. Nach seinem Quereinstieg in den Privatkundenservice und weiteren acht Jahren im Marketing, verantwortet er seit 2019 den Bereich Kooperationen bei Green Planet Energy.